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Möglicherweise so effektiv wie Medikamente?
Glück durch Bewegung
Datum: 13.06.2014
Vielfach hilft gegen Depressionen Bewegung. Auch Alterserscheinungen lassen sich vermindern. Bild: Pixelio / Anfreas Hermsdorf
Essen, Trinken oder sexuelle Handlungen – in solchen Situationen stellen sich recht schnell Glücksgefühle ein. Doch Forscher haben herausgefunden: Glück und Hirnwachstum entstehen durch Bewegung.
Bewegung fast so gut wie Medikamente
Bekannterweise sind Essen und Trinken, das Zusammensein mit Freunden, Erfolg im privaten und geschäftlichen Bereich sowie Sex die Auslöser, um sich einfach gut zu fühlen. Herauszufinden, was die Auslöser für eine noch höhere Zufriedenheit sind, ist schon deutlich schwieriger. Denn das hängt auch davon ab, wie wir diese Tatsachen bewerten. Bekannt ist jedoch, dass eines der tiefsten Glücksgefühle durch Bewegung entsteht.
Bisher konnte dieser Mechanismus noch nicht wissenschaftlich bis ins letzte Detail geklärt werden. Unumstritten ist jedoch, dass aus Bewegung Glück folgt. Genauer gesagt ergaben zahlreiche Versuchsreihen und Tests, dass nach Bewegung eine höhere Zufriedenheit und Gelassenheit erfolgt. Diese Freude an Bewegung wurde an Menschen wie auch an Tieren eindeutig bewiesen.
Als Auslöser dieses Effekts vermuten Forscher unter anderem die sogenannten VGF-Proteine. Diese werden bei erhöhter Aktivität vom Gehirn produziert und sorgen für eine bessere Verschaltung der Gehirnzellen. Dadurch können wir uns vor den negativen Folgen von Stress schützen.
Unabhängig davon, welche Mechanismen nun im Gehirn ablaufen, hebt erwiesenermaßen regelmäßiges Ausdauertraining die Stimmung, macht stressresistenter, verringert die Ängste und steigert noch nebenbei unser Selbstwertgefühl. Gleichzeitig schützt Bewegung im Alter vor Alzheimer und kehrt den Abbau der Gehirnsubstanz bei moderatem Ausdauersport über einen Zeitraum von mehreren Monaten wieder um.
Sportmuffel sind öfters depressiv
Die entdeckten VGF-Proteine könnten das seit langen von den Forschern gesuchte Scharnier sein, welches die körperliche Bewegung in Glücksgefühle übersetzt. Epidemiologen haben in zahlreichen Studien bewiesen, dass Ausdauertraining die Stimmung hebt. Dazu wurden Gruppen von inaktiven und aktiven Menschen über einen Zeitraum noch acht Jahren beobachtet. Die inaktive Gruppe hatte in dieser Zeit eine doppelt so hohe Depressionsrate vorzuweisen.
James Blumenthal vom amerikanischen Medical Center Durham untersuchte, ob sich in solchen Fällen bewährte Medikamente durch Bewegung ersetzen lassen. Dazu wurden 156 unter Depressionen leidende Menschen in drei Gruppen eingeteilt. Wahlweise wurde Ausdauertraining ausgeübt, ein Antidepressivum verabreicht oder beides gleichzeitig eingesetzt. Nach 16 Wochen waren 60 Prozent aller Probanden nicht mehr depressiv – das körperliche Training war also ebenso effektiv wie die Medikamententherapie.
Eine weitere Studie des Psychologen Arthur Kramer von der Uni in Illinois hat nachgewiesen, dass ältere Probanden, die sich stets körperlich bewegt haben, weniger altersbedingte Verluste ihres Denkorgans aufwiesen als die trägeren Altersgenossen. Kramers Erkenntnisse sind sehr gut dazu geeignet, um neue Dimensionen bei der Vorbeugung von Gehirn-Erkrankungen zu liefern.
Ein lockeres Ausdauertraining verhilft also demnach nicht nur, die kognitiven Fähigkeiten zu unterstützen, sondern hat auch das Potenzial, im Alter den Verlust von Gehirnstrukturen umzukehren. In seiner Studie gibt Kramer die Empfehlung aus, diesen einfachen und kostengünstigen Mechanismus zu nutzen, um so die Folgen einer Alterung des Gehirngewebes abzuwehren. Daher bietet Ausdauersport auch im Hinblick der Hirnforschung unschlagbare Argumente, um in Bewegung zu kommen.